Bryan Post

Er bezeichnet sich selbst nicht als Hirn-Forscher, sondern als Sozialarbeiter. Seine Ansätze sind sehr pragmatisch und praxisorientiert. Er ist selbst adoptiert als Kind. Er tritt die ganzen konventionellen Diagnosen und kognitiven Therapien in die Tonne. er arbeitet wohl hauptsächlich mit Kindern und Familien, aber seine Erkenntnisse sind allgemein übertrag- und anwendbar. Man könnte ihn auch als Oxytocin-Papst bezeichnen, denn das spielt bei seinem love-based-model eine zentrale Rolle. Er hat seinen eigenen youtube channel. Daraus einige Videos:

Trauma, Brain & Relationship: Helping Children Heal

How to Help Your Child 1 of 5
Eltern verstehen einfach (“simply”) nicht das Verhalten ihres Kindes. Was aber nicht bedeutet dass es einfach (“easy”) ist sondern im Gegenteil sehr schwierig (“difficult”).

How to Help Your Child 2 of 5
Die Informationen, die er weitergibt, sind über die gesamte Lebenszeit anwendbar.
1. Sie ist nicht die gewöhnliche Information, sondern ein love-based-model. Wir leben in einer Angst-dominierten Welt. Liebe ist nicht be-liebt. Das ist eine erste Herausforderung und mag schon negative Reaktionen hervorrufen (Stress, Abwehr). Er möchte dass man offen für dieses neue Paradigma ist.
Eine neuer Blick auf die Welt.
2. Das was er vermittelt, soll zuerst auf einen selbst angewendet werden. Ein wichtiger Schlüssel.
Was man in sich selbst sieht, kann man auch in anderen sehen. Was man nicht in sich selbst sieht, ist wesentlich schwieriger in anderen zu sehen. Eine der größten Herausforderungen.
3. Immer nur ein paar Punkte eines Videos anwenden

John Bowlby: “Die ersten drei Lebensjahre erstellen den Plan für alle unsere künftigen Beziehungen”
Die moderne Hirnforschung bestätigt das. Bis zum Alter von 5 wächst das Gehirn auf seine volle Größe.
Ab der 4. Woche kann ein Fötus hören. Ab dem 4. Monat ist er zu psychologischen Prozessen fähig.
All das hat Auswirkungen auf das künftige Leben und die Beziehungen, die man hat.
Wie waren Ihre ersten 5 Jahre?

How to Help Your Child 3 of 5
1. Regulation: die Fähigkeit Stress in einem Toleranz-Fenster auszuhalten. Der Körper befindet sich in einem ausgeglichenen Zustand. Wir haben alle ein Toleranz-Fenster in dem wir Stress handhaben können.
2. Disregulation: ist der Zustand wenn der Stress das Toleranz-Fenster überschreitet. Man zeigt dann alle Symptome von “disstress” (Notlage, Bedrängnis) wie erhöhter Herzschlag, Schweißausbruch, erweiterer Pupillen etc. und man ist ge-stresst.
Affekt-Disregulation ist ein fundamentaler Mechanismus in allen psychischen Störungen
Das bedeutet ge-stresst zu sein ist der primäre Grund für alle negativen Emotionen und Verhaltensweisen.
Die ersten Frage, die man sich daher in einer Situation stellt: bin ich reguliert oder disreguliert?
Die zweiter Frage: ist mein Kind/Partner/Gegenüber reguliert oder disreguliert?
Und wenn man feststellt, dass eins von beiden der Fall ist, dann gilt es als erstes den Stress aus der Situation/Beziehung herauszunehmen und zwar zuerst bei einem selbst, indem man stoppt und drei mal tief durch Nase ein und Mund ausatmet. Damit beginnt man die Dynamik einer Regulation.

How to Help Your Child 4 of 5
Das Stressmodell: Die Grundlage von allem was man tut.
1. Jegliches(!) Verhalten erwächst aus einem Stresszustand
(vornehmlich natürlich negatives Vehalten, wenn mann gestresst ist)
2. es gibt nur zwei primäre Emotionen: Liebe und Angst, die einzigen die der Körper kennt.
Liebe ist eine Energie des Gedeihens, Angst ist eine Energie des Überlebens.

Die Methode: einfach (simple) und nicht einfach (easy):
Der Zustand: dein Kopf ist völlig verwirrt von diesen primären Emotionen
1. STOP!
Wenn das was du bisher gemacht hast, gewirkt hätte, würdest du jetzt mir nicht zuhören. 😉
Wenn du immer nur das machst was du bisher getan hast, wirst du nirgendwo anders hinkommen als wo du schon bist.
Mach was anderes!
2. Tief durchatmen!
3. Schreibe auf dass das Verhalten aus dem Stress resultiert.
99% unserer Zeit ist unser Stress uns unbewußt.
Wenn zwei negative Stress-Verhaltens-Strudel aufeinander treffen, verstärken sich diese und es gibt einen riesigen negativen Stress-Verhaltens-Strudel.
Solange niemand ernsthaft bedroht ist, zuerst den eigenen Stress runterfahren.
4. Irgendwohin setzen, auf sich selbst fokussieren, nicht das Kind/den anderen fokussieren.
5. Zu sich selbst in Gedanken sagen: “Wow, er ist wirklich gestresst! Er hat wirklich Angst. Was kann ich tun um ihm helfen sich weniger gestresst und sicherer zu fühlen?”
Selbst wenn man den Stress nur ein bisschen reduziert, reduziert sich das negative Verhalten.
Stress und Angst verursachen drei Dinge:
1. aus der Vergangenheit reagieren
2. sich in die Zukunft verrennen
3. aus der Gegenwart heraus nehmen
Wenn man gestresst ist, ist man nicht in der Gegenwart. Wenn man nicht in der Gegenwart ist, existiert nichts und es gibt nichts was du tun kannst. Man kann die Zukunft nicht aufhalten, aber man kann sie von der Gegenwart aus beeinflussen. Das geht aber nur wenn man in der Gegenwart ist. Und das ist man nicht wenn man gestresst ist.

How to Help Your Child 5 of 5
Das Gehirn. Er ist kein Neurowissenschaftler, sondern ein Sozialarbeiter.
Wenn man mit Kindern/oder anderen arbeitet ist ein Grundwissen notwendig.
Die Amygdala ist die fight-flight-freeze Reaktion im Gehirn.
Von dort geht es zur Hypophyse (pituitary gland) und von dort zum Hippocampus und dem Hypothalamus.
Der Hypothalamus ist dafür da, dass immer wenn eine Stressreaktion einsetzt, dass dieser Oxytocin, das Anti-Stress-Hormon, freisetzt. Dieser Gegengewichtseffekt sollte jedesmal (unbewußt) einsetzen wenn man Stress hat. Doch die (unbewußte) Oxytocin-Antwort ist erlernt.
Wenn man in der frühen Kindheit keine Bezugsperson hat die aufmerksam. liebevoll, achtsam usw. genug ist, dann wird man keine Oxytocin-Antwort entwickeln, die effektiv genug ist um die Stressreaktion im Gehirn herunter zu fahren.
Die Amygdala entwickelt sich in den ersten 18 Lebensmonaten. Dann hat man eine voll funktionierende Amygdala. Deswegen nimmt ein Kind ab diesem Zeitpunkt mehr Stress in der Umgebung wahr und hat auch mehr Angst. Und braucht dann eigentlich auch mehr Zuwendung von seiner primären Oxytocin-Quelle (i.d.R. die Mutter).
Der Hippocampus dagegen, der für das klare Denken, das Kurzzeitgedächtnis da ist und der Mitten im Stress den kühlen Kopf bewahrt und sagt “Beruhige dich. Alles wird gut. Mama kommt wieder, sie ist auch letzte Woche wieder gekommen”, der ist erst mit 36 Monaten voll entwickelt.
Der Orbitalfrontalcortex ist das Ausführungsorgan für alle sozialen und emotionalen Beziehungen. Dieser ist erst mit 25 Jahren voll entwickelt.

6 Minutes That Can Change Your Child’s Life (and Yours!)
1. Alles verhalten kommt von einem Stresszustand
2. Alles negative Verhalten kommt von einem unbewußten Angstzustand

“<Vorname>, als du gestern das und das gemacht hast, hab ich gesehen, dass du sehr viel Angst, die dich überwältigt hat, gehabt hast.”
Man kann niemanden daran hindern emotionale Zustände zu haben. Aber was man tun kann: in Mitten dieses Ärgers, die Beziehung erhalten.

3. es gibt negative und positive Wiederholung
Wir sind alle in unserem Verhalten konditioniert. Die einzige Möglichkeit das zu überwinden, ist etwas anders zu machen. Und das wiederholt um uns neu zu konditionieren.

Exemplarisch für Umgang mit negativem Verhalten:
Why Kids Lie and How to End It Now!
Er gibt ein 50% Reduktions-Garantie. Er würde sogar eine 100% Garantie geben, aber er möchte, dass man positiv überrascht wird. Die Methode ist wieder einfach (“Simple”) aber nicht einfach (“easy”):
Ignoriere die Lüge, nicht das Kind
Zum Kind: “Alles ist in Ordnung!” und dann weggehen und 1-2 Stunden später, wenn das Kind was anderes macht, zu ihm hingehen und sagen: “Also du mir vorhin eine Lüge erzählt hast, hat mich das sehr getroffen. Ich möchte, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Und alles wird gut! Verstehst du?” Und das war’s.
Das ist die Quintessenz von Disziplin: lehren, nicht bestrafen.
Wenn etwas funktioniert, muss man es nicht wiederholen.
Die Sicherheit ist in der Beziehung.

Sind noch einige andere sehenswerte Videos aber diese sind mMn die wichtigsten. Ich meine er hat noch einen Denkfehler drin, dazu aber später.

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