Der Klaviervergleich

Immer wieder kommt die Frage auf: ja ist das nicht auch Veranlagung? wie groß ist der Einfluß der Genetik?
In einer Folge von “Geist und Gehirn” geht Spitzer auf diese Frage ein. Es gibt tatsächlich einen Einfluß der Genetik wie stark sich traumatisierende Ereignisse (ACE – adverse childhood experience) sich auswirken. In einem Fall haben diese stark negative Auswirkungen, im anderen Fall nur mäßig negative Auswirkungen, aber eben immer negative Auswirkungen. Dabei muss aber auch beachtet werden, dass ein Menschen in seiner Entwicklung ganz unabhängig von seiner Genetik stark unterschiedlich auf traumatisierende Ereignisse empfindliche Stadien durchlebt, insbesondere die Phase der “seelischen Geburt” von ca. 18 bis 36 Monaten ist hier zu nennen, weil hier die Amygdala schon, der Hippocampus, aber noch nicht “online” ist. Davor und danach ist ein Mensch nicht ganz so empfindlich und als Erwachsener müssen die traumatisierenden Ereignisse schon sehr, sehr extrem sein – vorausgesetzt es ist vorher alles “normal” abgelaufen und es liegt keine Vorschädigung vor.

Insgesamt lässt sich das Verhältnis Genetik zu sozialem Umfeld bzw. das Lernen durch dieses durch den Vergleich mit einem Klavier gut beschreiben. Ein guter Pianist holt selbst aus einem billigen Keyboard oder einem verstimmten Klavier noch annehmbare Musik heraus, nicht so schön wie aus einem Steinway, aber immerhin. Wohingegen ein Stümper selbst einem Steinway keine gute Musik entlocken kann. Erst wenn an allen Klavieren erstklassige Konzertpianisten sitzen, dann hört man einen Unterschied. Das Klavier ist die genetische Austattung, auch Ernährung, Bewegung etc. kann man darunter zusammenfassen. Der Pianist ist das soziale Umfeld. Derzeit scheint gesellschaftlich die paradoxe Situation zu herrschen, dass es vor allem auf ein gutes Klavier ankommen und das Können des Pianisten ziemlich egal ist.

This entry was posted in Allgemein. Bookmark the permalink.

Hinterlasse eine Antwort