Soziale Umweltverschmutzung

Aktuell wird in den Mainstreammedien (MSM) ja intensiv über die Umweltbelastungen und gesundheitlichen Schäden durch Abgase von Verbrennungsmotoren, speziell Diesel-Fahrzeuge in hochbelasteten Innenstädten, debattiert. Schlagworte wie Feinstaub, Stickoxide, CO2, Fahrverbote, Klimawandel und nicht zuletzt Tausende von vorzeitigen Todesfällen durch eben diese Emissionen machen die Runde. Interessanterweise ein Dauerthema in den MSM, wo sonst doch jede Woche eine neue Sau durch’s Dorf getrieben wird.

Was dabei allerdings überhaupt nicht zur Sprache kommt sind die Relationen in denen sich dieses Umweltproblem bewegt. Knackpunkt der Debatte sind die gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zu vorzeitigen Todesfällen durch die Luftschadstoffe.

In Und auch heute wieder sind die Todesraten nach erfasster Todesursache aufgelistet.
Nur nebenbei sei erwähnt, dass es noch eine Reihe anderer signifikanter Emitenten von Luftschadstoffen gibt, die mindestens ebensoviel, wenn nicht signifikant mehr vorzeitige Todesfälle zur Folge haben. Und allein die deutschen Ärzte “erlegen” täglich ca. das doppelte aller Toten durch Autoabgase.
Aber es gibt ja noch nicht-natürliche Todesursachen mit deutlich höheren Zahlen, nicht zuletzt die Krebstoten, die ein gutes Viertel aller Todesfälle ausmachen. Ein Fremdverschulden scheint hier aber nach landläufiger Auffassung nicht vorzuliegen.

Aber wer diesen Blog aufmerksam liest, der kennt den TEDx Vortrag “Lethality of loneliness” von John Cacioppo. Darin werden interessante Zahlen genannt. Luftschadstoffe erhöhen das Todesrisiko dabei um lediglich 5%, Übergewicht 20%, Alkoholismus 25%, und Einsamkeit um 45%. Es sollte also ungefähr neun mal so viele Tote durch Einsamkeit als durch Luftschadstoffe geben. Rechnen wir alle Toten durch Luftschadstoffe zusammen kommen wir auf ca. 60 Tote am Tag. Das neunfache wären demnach 540 Tote am Tag. Zufällig liegen die Krebstoten in genau dieser Größenordnung. Zufall? Nur Korrelation und kein kausaler Zusammenhang? Es scheint so, denn Einsamkeit als Krebsursache scheint doch etwas weit hergeholt zu sein.

Aber wer diesen Blog weiter aufmerksam gelesen und den TEDx Vortrag sich angehört hat, der weiß auch dass nicht die Einsamkeit an sich tödlich ist wie ein Gift, sondern die Folgen, die diese für unsere Psyche hat. Wer einsam ist hat Stress, viel Stress. Denn ohne andere Menschen ist ein Mensch nicht überlebensfähig. Einsamkeit registriert unser vegetatives Nervensystem als ausgestoßen sein und damit vom Tode bedroht. Angst und Stress sind die Folge. Und davon wieder weitere wie Depressionen, psychosomatische Erkrankungen und tja, eben auch Krebs. Denn chronischer Stress wirkt toxisch.

Ja, aber ist daran nicht jeder selbst Schuld, wenn er einsam ist? Soll er halt unter Leute gehen, sich einen Partner suchen (gibt ja so viele Single-Börsen), Kinder kriegen, Beruf, Freizeit, ehrenamtliche Tätigkeit. Wenn das nur so einfach wäre. Denn wie ein aktueller Artikel auf Telepolis nahelegt, meinen es die anderen Menschen nicht immer gut mit einem:
Weil ich mir nichts mehr wert bin
Wenn das soziale, gesellschaftliche und staatliche Umfeld einem permanent vermittelt, dass man nichts wert ist, dann ist das auch eine Form der sozialen Ausgrenzung. Ja, es gibt genug Menschen da draußen, aber unser Gehirn reagiert schon mit Schmerz, wenn man plötzlich bei einem harmlosen Spiel nicht mehr mitspielen darf. Intuitiv denkt sich das Gehirn “Oh, die mögen mich wohl nicht mehr”. Und in einer zunehmend neoliberalen, kapitalistischen Gesellschaft, die den Selbstwert des Menschen über Geld definiert und Geld durch eine Erwerbsarbeit erworben werden muss, bleibt Erwerbslosigkeit (nicht Arbeitslosigkeit) auf die Dauer nicht ohne ähnliche Folgen. Und wenn dann noch unglückliche Umstände dazu kommen wie ein soziales Umfeld, dass einem in den Rücken fällt oder bestenfalls nicht unterstützend ist wie Anspruchshaltung der Familie und Verwandtschaft, Ausnutzung durch “Freunde” und Bekannte und am Schlimmsten, wenn der Partner einen verlässt, dann haben eigentlich auch schon psychisch normale kaum eine Chance und erst Recht nicht solche die schon eine psychische Vorschädigung wie ein Trauma haben. Und damit kommt dem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld eine weit höhere Verantwortung zu, als es zuerst den Anschein hatte. So wie alle Menschen für eine saubere Umwelt verantwortlich sind und ihren Müll nicht in die Gegend pfeffern oder Grenzwerte für Schadstoffe eingehalten werden müssen, so sind auch alle Menschen für eine saubere soziale Umwelt verantwortlich. Was derzeit allerdings passiert ist das krasse Gegenteil, denn selbst der Staat fördert diese traumatisierende Atmosphäre durch Knebelgesetze wie HartzIV, Alg2, Agenda 2010 etc. etc. von dem entgegen wirkender (direkt-)demokratischer Mitbestimmung ganz zu schweigen.

Kurt Felix sagte einmal:

Deutschland hat ein unglückliches Volk und glückliche Politiker.
Die Schweiz hat ein glückliches Volk und unglückliche Politiker

Deutschland hat damit nicht nur ein unglückliches, sondern auch ein todkrankes Volk. Nur die soziale Umweltverschmutzung und ihre tödlichen Folgen spielt in der öffentlichen Debatte keine Rolle, obwohl diese quantitativ fast zehn mal so bedeutend ist wie die der Toten durch Luftschadstoffe.

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