Die Macht der frühen Kindheit (2)

Ein Vortrag von Prof. Dr. Arno Gruen
Gespaltenes Bewusstsein: Empathie versus Kognition (archive.org)

Wer dieses Blog schon länger mitliest, für den ist der Zusammenhang zwischen frühkindlichen Erfahrungen speziell im Verhältnis zur Mutter – positiv und negativ – und Persönlichkeitseigenschaften als Erwachsener – positiv und negativ – keine Überraschung mehr.

Er bestätigt auch das gesamtkulturelle Missverständnis in der frühkindlichen Entwicklung, das in großen Ausmaß, wenn nicht sogar die Ursache ist für alles Übel was von in der sogen. “zivilisierten” Welt ausgeht. Letztlich ist es auch wieder das Problem der Autoregulation von Emotionen bei – aus der Sicht des Babys resp. Kleinkindes! – ungenügender mütterlicher Zuwendung. Gruen führt Studien an nach denen die Genexpression und die Ausschüttung von Hormonen, die für die Regulation von Stress wichtig oder gar notwendig sind, bei Vernachlässigung durch die Mutter, unzureichend sind.

Wie leicht letzteres ist bzw. wie verbreitet dies schon ist, selbst in “normalen” westlichen Mutter-Kind-Beziehungen zeigt das Beispiel des Körperkontaktes: in sogen. “primitiven” Völker gibt es zwischen Mutter und Baby/Kleinkind permanenten Körperkontakt, selbst beim Arbeiten, in sogen. “zivilisierten” Völkern werden Babys und Kleinkinder permanent “weggelegt” und Körperkontakt ist die Ausnahme, ja das Vermeiden von Nähe wird im Gegensatz zu den “Primitiven” zum Symbol einer vermeintlichen Unabhängigkeit und Individualität hochstilisiert und körperliche Nähe mit Gefahr und Angst belegt. Und so wird selbst Liebe zur Gefahr.

Der gesamte Vortrag ist eine kulturelle Fundamental- und Generalkritik und sollte komplett angeschaut und angehört werden, da nur schwer zusammengefasst wiederzugeben.

Bemerkenswert oft kommt das Wort “Verantwortung” vor.

Interessant auch die Beschreibung der “primitiven” Mütter, die ihre Babys und Kleinkinder selbstständig die Welt explorieren lassen und selbst nur als sicherer (und sicher erreichbare) Bastion im Hintergrund und bei ihrer Arbeit bleiben. So entwickelt sich empathisches Bewußtsein.
Mit Anweisungen wie bei uns üblich wird ein empathisches Bewußtsein verhindert.

Die Psychosomatik verbreiteter körperlicher Beschwerden als Problem des reduzierten Bewußtseins zu erkennen, bedeutet das Fundament unserer, die Empathie unterdrückenden Zivilsation mit Wettbwerb, Egoismus, Wachstum, Leistung und Profitdenken in Frage zu stellen. Wir müssen unser Bewußtsein zu einer Integration des Kognitiven und des Empathischen zurückführen.

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