Warum ist eine unterstützende Beziehung trotzdem möglich?

In den beiden vorangegangen Beiträgen dieser Trilogie habe ich zum einen die herausragende Bedeutung einer unterstützenden Beziehung erfasst und zum anderen, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint in eine solche zu kommen, speziell für Traumatisierte.
Die Frage, die sich stellt: gibt es keinen Ausweg aus dem Dilemma? keinerlei Hoffnung? ist es nicht besser sich gleich auf das allein leben einzustellen, als sich groß Stress mit der Partnersuche zu machen, wenn es eh nichts bringt?

Ja und Nein. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht.

  • Grundsätzlich ist eine unterstützende Beziehung zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
  • Grundsätzlich lässt sich nichts erzwingen und sollte man auch nicht. Macht nur noch mehr Stress.
  • Grundsätzlich ist es besser einen Plan B in der Tasche zu haben, als sich auf eine unterstützenden Beziehung zu fixieren. Auch wenn es schwer fällt.
  • Und es ist grundsätzlich empfehlenswert mit einer gewissen Nüchternheit und Rationalität die Situation zu erfassen und zu bewerten

Es ist zum einen ganz wichtig sich die Ursachen und die Mechanismen, die eine unterstützenden Beziehung so erstrebenswert machen oder ihr im Wege stehen, sich bewußt zu machen.
Unfreiwillig partnerlose Männer und Frauen sollten sich klar machen, dass dies kein Zufall ist, sondern, dass es dafür handfeste Gründe gibt.
Und man sollte sich klar machen, was davon man wie weit selbst in der Hand hat. Man sollte aber auch sein Gefühl dabei nicht vernachlässigen.

Die traumatisierten Underdog-Männer sollten sich klar machen, dass sie gegen die neurotypischen alpha-Männchen in der Regel keine Chance haben. Sie tun sich aber generell leichter ihre Ansprüche was jung, schön, sexy betrifft nach unten zu schrauben. Das kann aber auch nach hinten losgehen. Speziell die älteren Underdogs können die Erfahrung machen, dass ältere Frauen auch schwieriger sein können, da die Ansprüche höher sind. Es empfiehlt sich keinen Kampf aufzunehmen, den man nicht gewinnen kann. Gibt nur (seelische) Beulen. Speziell traumatisierte Männer sind karrieretechnisch stark im Nachteil bzw. riskieren noch schneller krank zu werden, wenn sie sich diesem Konkurrenzkampf aussetzen. Nicht versuchen zwanghaft mit Geld, Protzgehabe oder gar Lügen zu versuchen zu beeindrucken. Das kann nur schief gehen. Können die alpha-Männchen locker noch einen drauf setzen, sieht der Underdog um so schneller schlecht aus bzw. wird ein aufgesetztes Spiel von den Frauen durchschaut.
Besser mit offenen Karten spielen und das Thema direkt ansprechen und bei den Frauen Bewußtsein dafür schaffen. Und die Tugenden kultivieren, die bei alpha-Männchen meist zu kurz kommen, wie Treue, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kommunikation, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme, Verständnis – alles was Frauen in Kontaktanzeigen vorgeblich sich alles bei ihrem Traumpartner wünschen, was aber zu 99,9% gelogen ist und es ihnen eigentlich nur um Geld, Macht und Status beim Mann geht – auch wenn es ihnen nicht bewußt ist. Das wird sich auch bei 99,9% aller Frauen nicht auszahlen, aber die sind sowieso die falschen. Speziell traumatisierte Männer werden mit einem “Golddigger” oder jemandem der einen ständig umerziehen und “verbessern” will, sowieso nicht glücklich werden. Dann besser allein bleiben, also Plan B kultivieren.

Auch die “guten” traumatisierten Frauen sollten sich klar machen, dass sie schon ab 30, womöglich noch intelligent, mit Bildung und beruflicher Karriere, gegen die neurotypische dumme, junge, blonde 20-jährige, pflegeleichte Tussi mit dicken Titten keine Chance haben. Die guten Männer über 30 sind schon alle vergeben. Und wenn sich ältere neurotypische alpha-Männer eine neue Frau suchen, dann garantiert eine Jüngere. Und je älter sie werden und um so größer ihre Ansprüche an einen Partner werden, verknappt sich das Angebot an potentiellen Partnern drastisch.
Frauen, denen es in ihren 20er-Jahren nicht gelungen ist einen potenten Mann an sich dauerhaft zu binden oder sich den “falschen” herausgesucht haben, der sich entweder als Niete herausstellt oder Mitte 30 sie wegen einer Jüngeren verlässt oder notorisch untreu wird, haben ein massives Problem einen Partner zu finden, der sie ihrer Ansicht nach “verdient”. Die Wahrscheinlichkeit partnerlos zu bleiben nimmt drastisch zu.
Speziell Frauen sollten sich bewußt machen, dass in einem freien Partnermarkt es letztendlich sie sind, die sich für oder gegen einen Partner entscheiden und sich ihre Freiheit, aber auch ihre Verantwortung dabei bewußt machen. Wenn ein Mann “Nein” sagt, dann hat er in der Regel nur auf das unausgesprochene “Nein” der Frau reagiert.

Was also tun, als “gute” Frau? Einfach die Ansprüche herunterschrauben und eine mittlere Kopfwehpartie oder einen Underdog nehmen? Keine gute Idee, denn es wird sich nicht gut anfühlen und frau wird nicht glücklich mit ihm. Früher oder später wird Frau auch versuchen diesen Mann so umzuformen, dass er ihren Vorstellungen entspricht, quasi der 2. Erziehungsweg. Männer haben nur hiergegen eine Resistenz entwickelt. Ein Mann ändert sich nicht mehr nach der Pubertät. Nur die Spielzeuge werden größer.
Das Dilemma scheint auch für Frauen kaum lösbar zu sein, vor allem wenn es am Bewußtsein mangelt, wie sehr man auf den gesellschaftlichen Status eines Mannes fixiert ist und bei Traumatisierten, wie sehr die Angst einen dominiert.
Aber auch hier lohnt es sich Tugenden zu kultivieren, die bei der jungen, schönen, blonden, pflegeleichten, naiv-dummen Tussi meist zu kurz kommen. Frau mit Lebenserfahrung weiß weit eher worauf es ankommt:
Treue, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kommunikation, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme, Verständnis – alles was Frauen in Kontaktanzeigen vorgeblich sich alles bei ihrem Traumpartner wünschen, was aber zu 99,9% gelogen ist und es ihnen eigentlich nur um Geld, Macht und Status beim Mann geht.
Der letzte Satz kommt Ihnen bekannt vor? Er stand schon einen Absatz vorher bei den Männern. Und genau das ist der gemeinsame Nenner auf dem traumatisierte Männer und Frauen in dieser scheinbar ausweglosen Situation doch noch zueinander finden und miteinander glücklich werden können.
Es ist die praktische Konsequenz der Erkenntnis, dass man die wirklich wichtigen Dinge im Leben eben nicht kaufen kann.
Und es sind genau diese Eigenschaften, die die Basis für eine unterstützenden Beziehung sind – auf beiden Seiten.

Wer also – gleich ob Mann oder Frau – darauf achtet diese sozialen “Softskills” einerseits bei sich selbst bewußt zu kultivieren, andererseits auch auf diese bei einem möglichen Partner, gleichzeitig eine realistische Einschätzung seines Wertes auf dem Partnermarkt vornimmt, sich seine Freiheit und damit verbundene Verantwortung bewußt macht und es schafft Abstriche bei den “Hardskills” macht – besonders die Frauen – der verbessert seine Chancen auf einen Partner und eine unterstützende Beziehung, auch wenn er oder sie damit de facto 99,9% aller Frauen und Männer ausschließt. Was aber eben nicht weiter tragisch ist, da er oder sie bei diesen sowieso keine Chance hat oder mit ihnen nicht glücklich wird. Aber besser eine kleine realistische Chance als gar keine und nur irgendwelche Märchenprinz- oder Traumfrau-Phantasien.
Unsere biologisch fixierten Muster bei der Partnerwahl haben ihre natürliche Berechtigung. Aber wir leben eben in einer stark kulturell überformten Gesellschaft und Trauma kommt in der Natur praktisch nicht vor. Die biologisch fixierten Strategien funktionieren dann nicht mehr und wir müssen uns unseres Verstandes und unserer Lernfähigkeit bedienen um in dieser Situation zu besseren Partnerwahlstrategien zu finden, aber auch um zu einem bewußten, kontrollierten Umgang mit der Angst – sowohl der eigenen als auch der des Partners. “Vernunftehen” sind unter diesem Gesichtspunkt nicht die schlechtesten und es hatte auch sicher seinen Grund, dass früher die homogene Partnervermittlung von Eltern und Verwandten übernommen wurde. Dahin will keiner zurück, aber wer in dieser Situation in seinen biologisch fixierten Mustern verharrt und nicht von seinen Fähigkeiten als Mensch sich Dinge bewußt zu machen und zu reflektieren, Gebrauch macht, der bleibt dann garantiert wirklich allein.

Noch ein paar Überlegungen zum bewußten Umgang mit Angst. Das ist wirklich sehr schwer zu erlernen, denn Angst ist eben die stärkste Emotion die wir haben und sie bestimmt praktisch immer das Bewußtsein. Man muss es also sehr clever anstellen die Angst zumindest etwas auszutricksen. Zum einen durch das Sich-Bewußt-Machen wie stark die Angst ist und zum anderen durch Selbstkontrolle des eigenen Verhaltens Deeskalationstechniken entwickeln und auch zu erkennen wenn der Partner einem die Hand reicht – in friedvoller, kooperativer Absicht und nicht um einen über den Tisch zu ziehen. Das ist ein sehr spezieller, nicht leicht erlernbarer Partnertanz, ein stark rückgekoppelter Regelkreis der Vertrauen und Bindung schafft und Angst zurückdrängt bzw. in Grenzen hält.

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