Cargo Cult Science des Tages

Nichts in der Biologie macht Sinn
außer im Licht der Evolution

Theodosius Dobzhansky

Aktueller Artikel auf heise-hintergrund bzw. Technology Review:
Wie Hirnforscher die Rätsel des Gehirns entschlüsseln wollen

Ein spezieller Zweig der Hirnforschung tut mal wieder so als wolle er verstehen, will bzw. kann aber gar nicht verstehen. Eigentlich muss man im Artikel nur mal das Wort “Evolution” suchen. Man wird es nicht finden. Stattdessen wird gebetsmühlenhaft betont wie sehr man doch verstehen und wissen wolle:

Und wenn wir wissen, wie sich Ereignisse vor der Geburt und in der Kindheit auf die Struktur und Funktion des sich entwickelnden Gehirns auswirken, können wir Kindern die besten Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung bieten.

Aber alles was diese Forschungsgemeinde im Artikel aufgeführt zu bieten hat, passiert unter völliger Ausblendung der pyhlo- und ontogenetischen Entwicklung des Gehirns, insbesondere die Rolle der Mutter für Babies und Kleinkinder. Stattdessen wird alles in seine biochemischen Einzelteile zerlegt und – im übertragenen Sinn – unter das Mikroskop gelegt und fleissig an den Symptomen herum gedoktert. Und was dabei heraus kommt ist nicht mal richtig falsch, aber eben typisch für Cargo Cult Science: man macht alles scheinbar richtig, verfolgt aber einen komplett falschen Ansatz. Wie der Südsee Cargo Cult, der auch alles “richtig” macht um einen Flughafen zu simulieren, aber die Flugzeuge werden niemals landen. Und statt diesen Kult und dessen Sinnhaftigkeit und Erfolgsaussichen grundsätzlich in Frage zu stellen, wird der Kult immer mehr perfektioniert und mehr des Untauglichen getan. Im Fall der Hirnforschung-Cargo-Cult-Science wird mit immer größeren technologischen Kanonen auf Spatzen geschossen. Bei Menschen mit Amputationen, Lähmungen u. ä. mag es ja noch sinnvoll erscheinen, wenn mittels Technik und immer mehr Computertechnik im prothetischen Sinne Erleichterung verschafft wird. Aber sobald es in den Bereich der Psyche geht, wird das Ausblenden der frühen Kindheit und von Oyako, der Mutter-Kind-Beziehung, höchst bedenklich. Natürlich darf da auch die Genetik, seit 1953 die Allzweckwaffe der Biologie, nicht fehlen und so wird auch hier mit Scheuklappen in den Krümeln gesucht. Alles was hier in diesem Blog ausführlich besprochen wurde, findet in dieser Forschung keinen Widerhall. Dabei sind die Fragen wie oben zitiert ja gar nicht verkehrt, aber wenn man nur einen Hammer hat, dann ist eben jedes Problem ein Nagel. Zudem droht mit einem evolutionären, verhaltenspsychlogischen Ansatz und entsprechender Prävention (auch ein Wort was im Artikel überhaupt nicht vorkommt) dieser Zweig der “Wissenschaft” arbeitslos zu werden. Und nicht nur dieser, auch die pharmakologische Entwicklung und entsprechende Geschäftsmodelle für Psychopharmaka hängt daran. Und natürlich gehen der kapitalistischen Vollverwertung der Menschen Arbeitskräfte verloren, wenn Mütter statt zu arbeiten sich um die Entwicklung der Hirne ihrer Kinder kümmern und Menschen psychisch “krank” sind bzw. nicht mehr so funktionieren wie es dem Kapitalismus und der Konkurrenzgesellschaft zuträglich ist. Und Menschen denen man leicht Angst machen kann, lassen sich auch besser regieren und selbst wenn ihn ihnen der Revolutionsgeist glüht, werden sie aus Angst vor der staatlichen Reaktion bzw. dem damit verbundenen, ihnen schadenden Stress vor einem offenen Aufstand zurück schrecken. Nichts von alledem wird im Artikel in Frage gestellt.

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