Warum es besser ist zu einer Prostituierten zu gehen als zu einer Psychotherapeutin.

Niemand ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen

Ein schönes, schlechtes Beispiel in diesem Sinn ist dieser Rubikon-Artikel “Mut zur Therapie” von Martha Rosenbaum. Man kann von einem klassischen Fall von cargo cult science sprechen: viel Gelaber um den heißen Brei, viel Brimborium, ein Haufen Fachchinesisch und am Ende: nichts! Sie macht zwei klassische Fehler bzw. verletzt zwei grundlegende Prinzipien. Das eine ist der Grundsatz von Theodosius Dobzhansky

Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Licht der Evolution

Davon ist in Hinblick auf die phylo- und ontogenetische Entwicklung des menschlichen Gehirns schon mal gar nichts im Artikel zu finden. Eigentlich schon das “Todesurteil”. Aber es geht noch weiter: es werden unkritisch Therapieformen wie Sand am Meer aufgezählt, nach dem Motto “Viel hilft viel. Da muss doch für jeden was dabei sein”. Es verletzt aber den medizinischen Grundsatz:

Die Anzahl der Therapien gegen einen Krankheit ist umgekehrt proportional zum Wissen über die Krankheit und der Wirksamkeit der Therapien dagegen

Das kommt einem zweiten “Todesurteil” gleich.
Aber das verwundert nicht, denn die Autorin verdient ihre Brötchen mit diesem Hokuspokus auf gehobenem, pseudowissenschaftlichen Niveau. Und als solche kann sie prinzipbedingt ihren “Patienten” nicht das bieten was diese am meisten brauchen: eine unterstützende Beziehung. Ein professioneller Therapeut “behandelt” Hunderte von verschiedenen Menschen im Jahr und das bestenfalls 1½ Stunden die Woche. Das kann keine unterstützende Beziehung sein, rein zeittechnisch. Und das Geld steht auch immer als unsozialer Faktor dazwischen. Wenn ich schon jemanden dafür bezahlen muss, damit er sich mit mir abgibt … das hat soviel mit einer unterstützenden Beziehung zu tun wie Sex bei einer Prostituierten mit Liebe. Dazu noch die unwürdige “Behandlung” als Nummer auf einer Warteliste … da wird man als Kunde bei einer Prostituierten deutlich besser (und schneller) “behandelt”. Die hört einem nicht selten für deutlich weniger Geld auch zu und redet mir einem über persönliche Probleme. Die hat zwar keinen “Dr. irgendwas” auf dem Praxisschild, ist aber mindestens genauso schlau.

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