Manchmal ist Liebe nicht genug

Wenn Angst beginnt eine Beziehung zu dominieren, dann kann da noch so viel Liebe sein, die Angst wird gewinnen: “Bad is stronger than Good” Und wenn man verstanden hat wie tief ein Trigger sitzt, ja, sitzen muss, dann kommt man auch leichter zu der Überzeugung, dass an dem Umstand nur sehr, sehr schwer bis überhaupt nichts zu ändern ist. Und wenn man das verstanden hat, dann kann man sich überlegen was man machen kann und wenn ich am Kern, dem Trigger nichts ändern kann, dann muss ich versuchen am drumherum was ändern. Also zuerst Trigger herausfinden und vermeiden. Klappt nicht immer. Wenn aber die Angst da ist, kann man auch versuchen anders mit der Angst umzugehen, speziell wenn man ein Problem mit der Autoregulation von Angst und Stress hat, wie bei frühkindlicher Traumatisierung: Atemübungen, Meditation, Musik, Sport, Selbstwirksamkeit, Ablenkung, Essen, Drogen … das ist aber immer nur eine schlechte, äußere Regulation, die nie so gut wie eine frühkindlich erlernte Autoregulation funktioniert. Zudem: keine Wirkung, ohne Nebenwirkung. Je besser etwas wirkt um so mehr unangenehme Nebenwirkungen hat es. Klassisches Beispiel: Alkohol.

Und der Stress bzw. der Auslöser der Angst ist an sich ja nicht weg, sondern kommt immer wieder und wieder, man bleibt dem ausgesetzt, greift zu härten Sachen, rutscht in die Sucht und hat statt einem auf einmal zwei Probleme.

Deswegen kann das nur Notfallmaßnahme sein und muss die Stressprävention, das Vermeiden von Triggern Vorrang haben. Das erfordert ein Trigger-Management: erkennen was Trigger sind und rausfinden wie man sie vermeiden kann. Und in einer Partnerschaft müssen das zwei zusammen machen, vorausgesetzt, dass beide das erkennen, sich darauf einigen und miteinander dieses Trigger-Management in Angriff nehmen. Denn ein Partner, der mich dauernd triggert, der macht mir mehr Stress als er dadurch, dass durch seine Liebe meinem Einsamkeitsstress entgegen wirkt, ja, durch ein ambivalentes Verhalten kann sogar zusätzliche Unsicherheit und Verlassenheit als Trigger wieder aktiv werden. Ganz abgesehen davon, dass beide Partner in einen Teufelskreis von Angst hineingezogen werden, weil die Angst des einen die des anderen ständig befeuert und so selbstverstärkend wirkt. Das passiert alles automatisch und ohne große Anstrengung, weil die negativen Emotionen so stark sind und einen in diese Richtung treiben. Erst durch bewusst machen und bewußtes Erkennen dieser Situation und aktivem, einvernehmlichen Gegensteuern lässt sich daran etwas ändern. Und es reicht eben nicht, wenn es nur einer kapiert hat und der andere zieht nicht mit. Nein, Liebe allein genügt nicht. Ich muss meine Angst sehen und ich muss die Angst des Partners sehen und beide müssen verstehen was Angst bedeutet und sich auf eine unterstützende Beziehung einigen. Ganz im Sinne des Zitates von Miraculix aus “Asterix und die Normannen”:

Erst wenn man weiß, was Angst ist, bekommt man Mut.
Nur der ist wirklich mutig, der seine Angst zu bezähmen weiß.

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