Linie 1

Wie ich gerade in meinem anderen Blog schrieb, ist mir das Musical “Linie 1” nach Jahrzehnten bei der Lektüre der Berliner Zeitung wieder über den Weg gelaufen. Daraufhin habe ich mir die Spielfilmversion von 1988 noch mal angesehen, die ich schon vor Jahrzehnten mit meinem ersten eigenen VHS-Videorekorder aufgenommen hatte. Trotz schlechter Kritiken und Aufnahmequalität fand ich die Songs damals cool und ich war gespannt ob mit dem Abstand von Jahrzehnten und viel mehr Filmerfahrung nicht auch mein Qualitätsempfinden auf Abstand gegangen war, wie bei so vielem was in Kindheit und Jugend auf mich Eindruck machte.
Interessanterweise: ja, die Handlung ist gelinde gesagt dürftig, so man überhaupt von vorhanden sprechen will. Aber die Songs gehen immer noch ins Ohr. Und es sind die Nebenrollen, die die Hauptrolle spielen, wobei viele Darsteller der Originalbesetzung der Bühnenfassung mehrere Rollen spielen und ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen; ein Ratespiel der eigenen Art – damals; heute kann man einfach bei imdb und Wikipedia cheaten.

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Matthew Perry vs. Bruce D. Perry

Erstere ist gerade gestorben und der Zweite hat schon in den 1990ern herausgefunden warum.

Hab dazu den aktuellen “People”-Artikel von Nicole Briese über Matthew’s Eltern und seine frühe Kindheit gelesen: Scheidungskind und Schlüsselkind. Das ist das was man als dysfunktionale Familie bezeichnet. Und Angst als die dominierende Emotion. Die Sucht-Karriere ist da schon als der verzweifelte Versuch anzusehen nach der frühkindlichen Traumatisierung die eigenen Emotionen irgendwie in den Griff zu kriegen, also schon eine Kompensationsstrategie im Sinne des “Prinzip des guten Grundes” wie es Wilma Weiß als eine der ersten beschrieben und in die Traumapädagogik eingeführt hat. Und wenn man jetzt noch weiß wie prägend die Erfahrungen der frühen Kindheit sind, dann sind die lebenslangen Folgen (//ACE-Pyramide//) kein Wunder mehr. Ironischerweise hat sein Namensvetter Bruce D. Perry, M.D., Ph.D. (keine Ahnung ob verwandt) schon in den 1990ern über die Macht der frühen Kindheit publiziert //Bruce D. Perry, the power of early childhood//.

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Schweden: Keine Bildschirmmedien in Kitas

Schweden bringt jetzt doch nicht zwangsweise Bildschirmmedien in Kitas. Dies wie angegeben aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das ist soweit ganz richtig. Spätestens seit dem Buch “Digitale Demenz” von Manfred Spitzer ist dies auch in Deutschland bekannt. Das Buch muss man sich nicht kaufen. Es gibt diverse Vorträge dazu von Spitzer, die man sich auf youtube kostenlos ansehen kann. Ein Downloadprogramm wird empfohlen.
Nur Schweden, das Land dessen große Tochter Astrid Lindgren die einst vielbeachtete Rede “Niemals Gewalt!” hielt, schiebt man weiter Kleinkinder unter drei Jahren skrupellos in die Kitas ab und tut ihnen damit Gewalt an. Welche Folgen das hat wissen Leser dieses Blogs.

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Systematische Kindes-Vernachlässigung durch Oyako-Verbot am Arbeitsplatz

oder: die Perversionen einer kinderfeindlichen Arbeitswelt

Ich erwähne gelegentlich, wenn es um die Frage berufstätiger, junger Mütter geht, dass es bis zum Alter von ca. 3 Jahren eigentlich Oyako-Arbeitsplätze bzw. einen gesetzlichen Anspruch darauf geben müsste, also dass Mutter&Kind am Arbeitsplatz der Mutter dauerhaft zusammen bleiben, quasi als Kompromiss zwischen der Bindung von Mutter und Kind und dem Erlernen der emotionalen Autoregulation des Kindes von der Mutter(und vielem mehr!) in den ersten drei Lebensjahren, und der beruflichen Selbstverwirklichung und Erwerbszwängen der Mutter, dass diese nicht zu Hause bleiben will oder kann. Nach dem Vorbild von Naturvölkern wo junge Mütter auch nicht untätig sind, aber selbst bei schwersten Arbeiten immer ein Platz für das Kind am Körper der Mutter ist, wie Arno Gruen in seinem Vortrag Gespaltenes Bewusstsein Empathie Versus Kognition aufgezeigt hat.
Nur ist das eben nicht Realität und explizit nicht gewollt.
In der Berliner Zeitung ist ein Artikel zur Frage “Stillen am Arbeitsplatz?” erschienen. Darin die klare Ansage:

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Rezension: “Resilienz – Was die Seele stark macht” (2023)

Auf arte gibt es gerade eine Reihe von Fernsehdokus zu psychologischen Themen. Eine davon ist “Resilienz – Was die Seele stark macht” (2023), als SWR-Produktion auch in der ZDF-Mediathek (für besseren Offline-Download der bei arte gerade gestört zu sein scheint, nur bis zum 15.12.2023 verfügbar 🙁 ).
Um es vorweg zu nehmen: es ist nicht alles verkehrt, aber ziemlich viel und insgesamt ziemlich nutzlos. In wie fern dies mal wieder der allgemein üblichen universaldilettantischen Schludrigkeit und verkürzten Darstellung durch die produzierenden Journalisten geschuldet ist, ist schwer zu beurteilen aber hoch wahrscheinlich.
Über weite Teile der Doku wird von emotional bewegenden Einzelfällen von schweren Schicksalsschlägen berichtet und von hochwissenschaftlich anmutender biochemischer Erbsenzählerei; die (Epi-)Genetik darf natürlich auch nicht fehlen. Die wirklich vielversprechenderen Ansätze wie den von Boris Cyrulnik werden nur oberflächlich verfolgt und im wesentlichen auf den Stress der Mutter während der Schwangerschaft reduziert, obwohl er wohl einen wesentlich ganzheitlicheren Ansatz bis in die Politik hinein verfolgt und mit dem 1000 Tage Programm – was nicht ganz die hier propagierten drei Jahre umfasst – zeitlich weit über die Schwangerschaft hinaus geht; von den pyhlo- und ontogenetischen Hintergründen der Hirnentwicklung ganz zu schweigen, ja es wird nicht einmal erklärt was Angst und Stress eigentlich bedeutet.
Und auch die Fragestellungen der zu Wort kommenden Wissenschaftler sind extrem beschränkt indem sie entweder nur die Resilienz bei “Gesunden” oder eben die bei “Kranken” betrachten, aber nicht wirklich untersuchen: was ist denn der Unterschied?
Ein wenig Erkenntnis kommt beim Teil mit der Selbstwirksamkeit bzw. der erlernten Hilflosigkeit auf, eben, dass Kontrolle und positive Selbstverstärkung (sowohl des Selbst als auch durch einen selbst) wichtig ist, zumal hier jeder selbst aktiv werden kann, bei sich selbst und dem sozialen Umfeld. Aber auch hier bleibt es nur beim Ansatz und ohne weitergehende Konsequenzen wie z.B. dass man soziale Kontakte zu Menschen, die einem nicht gut tun, die einem die “Energie rauben” meiden sollte. Politisch brisante Fragen wie die der frühkindlichen Fremdbetreuung werden nicht mal gestreift.

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Zaubermedizin gegen Depression

Die Berliner Zeitung schürt mal wieder den Glaube an Wundermedizin:

und leider mal wieder:

Gut gemeint und gut gemacht
sind vollkommene Gegensätze

Da wird mal wieder biochemische Erbsenzählerei betrieben ohne einen einzigen Gedanken an die Frage zu verschwenden, warum jemand überhaupt eine Depression bekommt. Stattdessen sollen es “Zauberpilze” mit psychoaktiver Wirkung richten. Ja, da kann man sich auch besaufen. Wirkt auch super. Nur statt einem Problem hat man dann zwei.
Und mal wieder: es kommt der Medizin nur darauf an, dass der Betroffene wieder funktioniert. Ob es ihm wirklich gut geht oder ob er in einem unguten sozialen Umfeld lebt, das interessiert keinen. Aber natürlich alles evidenzbasiert, doppelblind, placebokontrolliert verstudiet und peer reviewed publiziert. Fazit im Artikel:

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Japan: Steigende Suizidrate unter Kindern Folge der Abenomics?!

Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Bei Sumikai.com hat der Chefredakteur Michael Ziegler lang und breit einen Artikel dem Engagement der japanischen Regierung hinsichtlich der seit 1980 kontinuierlich steigenden Suizidrate unter Kindern gewidmet. Man kann es kurz zusammenfassen:

Operative Hektik als Ersatz für geistige Windstille

Naja, von Politikern ist ja auch nicht viel anderes zu erwarten als heiße Luft. Aber Herr Ziegler hätte es besser wissen können, hatte ich doch ihm zuerst meinen Artikel angeboten, den er allerdings über einen Monat vollkommen ignorierte, der dann später von der Berliner Zeitung dankend angenommen wurde. Denn es deutet alles wieder auf frühkindliche Traumatisierung hin:

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Trauma-Tradierung

Es ist der Berliner Zeitung ja prinzipiell hoch anzurechnen, dass sie das Thema “Trauma” regelmäßig aufgreifen und sogar einen Artikel von mir zum Thema veröffentlicht haben.
Nur leider wird nicht jeder Artikel dem Thema gerecht bzw. rutscht es entweder in biochemische Erbsenzählerei oder in küchenpsychologisches Geschwurbel ab. Letzteres ist mal wieder bei einem aktuellen Artikel der Fall:

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Sinéad O’Connor (1966–2023)

Am 26. Juli 2023 starb Sinéad O’Connor im Alter von 56 Jahren. Die zwei Nachrufe in der Berliner Zeitung (2) reichen schon aus um eine familiäre Traumakarriere geradezu musterhaft nachzuzeichnen: von der Mutter misshandelt, Kompensation mit Musik, der rebellische Charakter, lebenslange psychische Problem, Suizidversuch, der Sohn nahm sich schon mit 17 Jahren das Leben. Der eine Nachruf endet mit den Worten:

Über die Umstände der nun im Alter von 56 Jahren tot aufgefundenen Sinéad O’Connor ist bislang nichts bekannt.

Wer hier mitliest und die ACE-Pyramide kennt sind die Umstände ausreichend bekannt. RIP, Sinéad O’Connor.

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Verdeckte Traumata erkennen

Dies ist eine Replik auf das aktuelle Interview der Berliner Zeitung mit Stefan Röpke, seines Zeichens Traumatherapeut, Professor an der Berliner Charité, Forschungsgruppe Traumafolgestörungen und Ärztlicher Direktor an den Oberbergkliniken Berlin-Brandenburg, in der Fortsetzung meines eigenen Artikels in der Berliner Zeitung vom 11.03.2023 “Japanische Erkenntnis: Die Seele eines Dreijährigen bleibt ihm 100 Jahre”.

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