Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer – eine menschliche Enttäuschung

Ich habe in diesem Blog an vielen Stellen Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer und seine Sendereihe “Geist und Gehirn” sowie seine diversen Vorträge gerühmt. Nach einem seiner letzten Interviews mit KenFM entschloss ich mich persönlich Kontakt mit ihm aufzunehmen. Seine Webseite (Archivversion) inkl. E-Mail-Adresse war schnell zu finden und ich schickte im das erste mal eine Mail. Und wartete monatelang auf eine Antwort. Dann schickte ich sie nochmal. Und wieder keine Antwort. Null Reaktion. Aber auch keinerlei Hinweise auf der Webseite.
Dann schickte ich sie gestern nochmal mit etwas ungehaltenen Worten und Cc: an seine Sekretärin. Heute kam prompt die Antwort. Diese und meine Antwort darauf will ich hier dokumentieren. Datenschutzrelevante Informationen sind entfernt. Aus dramaturgischer Sicht wurde die Abfolge chonologisch geordnet und auf TOFU verzichtet:

From: XXXXXXXX
To: Prof Dr Dr Manfred Spitzer
Cc: Julia Ferreau
Subject: Fw: frühkindliche Traumatisierung
Date: Tue, 13 Oct 2020

Sehr geehrter Herr Spitzer,

ich habe u.a. E-Mail nun bereits zwei mal an Sie geschickt und keine
Antwort bekommen. Ich bin ja ein geduldiger Mensch und habe für viel
Verständnis. Nur wenn jemand seine E-Mail Adresse offen ins Netz
einfach hinrotzt und dann überhaupt nicht auf Anfragen reagiert, nicht
mal mit einer erklärenden Autorespondermail, dann ist das für mich ein
unfaires und grob unhöfliches Kommunikationsverhalten. Gerade Sie als
Hirnforscher sollten wissen, dass Fairness im zwischenmenschlichen
Umgang einen hohen Preis hat und unfaires Verhalten negativ bewertet
wird. Zumal wenn es auch anders ginge, indem Sie z.B. Ihre Mail-Adresse
auf Ihrer Website mit Hinweisen versehen wie eingehende Mail behandelt
werden und ob und wann mit einer Antwort gerechnet werden kann. Oder
eben eine Autorepsondermail mit erklärenden Textbausteinen. Sollten Sie
auch auf diese Mail nicht antworten, dann muss ich Sie wohl leider auf
meine Heuchler-Liste der Menschen setzen, von denen ich zwar viel
gelernt habe, die aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit versagt
haben. Und ich werde das auch öffentlich so kommunizieren. Niemand ist
unnütz – er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

Mit letztmalig freundlichen Grüßen

Beginn der weitergeleiteten Nachricht:

Datum: Wed, 20 Nov 2019
Von: XXXXXXXXX
An: Prof Dr Dr Manfred Spitzer
Betreff: Fw: frühkindliche Traumatisierung

Kann man Sie über diese Adresse kontaktieren oder nicht?


Beginn der weitergeleiteten Nachricht:

Datum: Fri, 3 May 2019
Von: XXXXXXXXXXXXXXXX
An: Prof Dr Dr Manfred Spitzer
Betreff: frühkindliche Traumatisierung

Hallo Herr Spitzer,

ich habe gerade zum wiederholten Mal das Interview von 2017 mit Ihnen
auf KenFM gehört. Wenn ich Sie da richtig verstanden habe, lesen Sie
E-Mails, die Sie bekommen. Hoffentlich auch diese. Ich versuche mich
kurz zu fassen.

Ich bin eigentlich von Haus aus Geoökologe und habe mir mein
Grundwissen über das menschliche Gehirn zum größten Teil über Ihre
Sendung “Geist und Gehirn” angeeignet. Ich stimme mit Ihnen
weitestgehend überein, dass digitale Bildschirmmedien insbesondere für
die Entwicklung von Kinder- und Jugendgehirnen deutlich negative
Auswirkungen hat. Auch teile ich Ihre Ansicht, dass dies
bevölkerungsweit tödliche Folgen hat.

Ich habe mich aber aus persönlicher Betroffenheit mit dem Thema
frühkindliche Traumatisierung aus (Ihrer) Hirnforschungssicht befasst
und ich meine da tickt speziell in unserer westlich geprägten
Gesellschaft noch eine ganz andere Zeitbombe in unseren Gehirnen und
zwar durch mangelnde Bindung zwischen Mutter und Kind in den ersten drei
Lebensjahren. Neben “Geist und Gehirn” habe ich dazu Beiträge von Bruce
D. Perry, Brian Post, Silke Brigitta Gahleitner, Arno Gruen und Shelley
Uram gelesen und angesehen. Daraus bin ich zu der Erkenntnis gekommen,
dass der intuitive Umgang mit Emotionen vom Gehirn auch erst gelernt
werden muss und zwar in dem Zeitfenster zwischen 1½ und 3 Jahren. Sie
können es sich vielleicht denken warum: mit 1½ geht die Amygdala
“online” aber erst mit 3 Jahren der Hippocampus. In dieser “sitting
duck” Phase sind Kinder besonders gefährdet traumatisiert zu werden und
zwar schon durch für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene harmlose
Dinge wie z.B. wenn die Mutter wieder Vollzeit arbeiten geht, oder die
Mutter eine depressive Phase hat. Wenn das passiert, dann hat das
lebenslange Folgen, denn in dieser Zeit muss das Kind bzw. dessen
Gehirn lernen seine Emotionen später intutitiv und automatisch zu
regulieren, insbesondere Angst und dies geschieht durch die emotionale
Zuwendung durch die Mutter, wenn das Kind Angst verspürt. Jede normale
Mutter macht das eigentlich auch intuitiv und automatsch, weil sie es
selbst spürt, wenn das Kind Trost und Zuwendung braucht. Aber in einer
zivilisatorisch überprägten Welt mit entsprechenden Sachzwängen und
Vorschädigungen fällt das oft hinten runter und wird unterdrückt.
Dummerweise ist den Erwachsenen das nicht bewußt, weil sie es ja selbst
auch nie bewußt erlebt haben. Das Fatale daran: mit 3 Jahren ist der
Käse gegessen. Danach ist das Erlernen einer Autoregulation von
Emotionen unmöglich. Das Zeitfenster ist vorbei und die
Gehirnentwicklung geht mit dem emotional geschädigten Gehirn weiter.
Das betroffene Individuum muss lebenslang mit einer schlechten
emotionalen Regulation leben. In der Folge: mehr chronischer Stress,
mehr psychische Probleme, mangelnde Bindungsfähigkeit, Suchtverhalten,
Depressionen, Suizidtendenzen und vorzeitiger Tod (Krebs, Schlaganfall,
Herzversagen, Suizid usw.) Die Folgen einer frühkindlichen
Traumatisierung potenzieren nun die übrigen zivilisatorischen
Stressoren inkl. digitale Bildschirmmedien.

Ich habe mittlerweile viele Hinweise, die meine These stützen z.B.
rauchenden Supercentenarians, die wegen ihrer Stressimmunität keinen
Lungenkrebs kriegen und an Alterschwäche sterben, wie Jeanne Calment,
die vollkommen andere Erziehungskultur in Ostasien “mitsugo no tamashii
hyaku made”, oder das japanische Raucher-Lungenkrebs-Paradoxon, die
Adverse Childhood Experience Study u.v.m. Ich habe dazu eine eigene
Website eingerichtet auf der ich auch Sie immer wieder lobend erwähne
bzw. mich auf Sie berufe. http://t.positiv.abades.dynu.net/

Ich denke daher, dass Sie das wenn Sie vor den Gefahren für die Gehirne
der nächsten Generation warnen, neben den Gefahren der
Bildschirmmedien, dies auch erwähnen sollten.
Für konstruktive Kritik bin ich auch offen. Aber es passt einfach alles
haargenau in das Bild, dass Sie in “Geist und Gehirn” und Ihren
Vorträgen vom Gehirn skizzieren.
Nur in einem Punkt aus einem Ihrer Vorträge würde ich Ihnen
widersprechen und zwar, dass Kinder möglichst früh zu anderen Kindern
sollen. Ich meine, dass die Mutter-Kind-Bindung (im Japanischen
mit “Oyako” ein feststehender Begriff) in den ersten drei Lebensjahren
wichtiger ist, weil da die Mutter die biologische Lebensversicherung
ist. Später ja, da braucht das Kind die Peers, aber den Wunsch danch
wird es von ganz alleine äußern. Da braucht es keinen Druck der Eltern
und schon gar nicht in die Kita abschieben. Wir leben in einer Unkultur
des “Weglegens” unserer Kinder, wie es Arno Gruen ausgedrückt hat. Das
öffentlich zu thematisieren finde ich sind wir den 600 Krebs-Toten
täglich allein in Deutschland und den Generationen, die nach
uns kommen, schuldig.

Mit freundlichen Grüßen

Die Antwort aus Ulm:

From: Juliana Ferreau
To: XXXXXXXXX
Subject: AW: frühkindliche Traumatisierung
Date: Wed, 14 Oct 2020

Sehr geehrter Herr XXXXXXX,

im Auftrag von Prof Spitzer darf ich Ihnen auf Ihre an ihn gerichtete Mail antworten.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Prof. Spitzer den Beantwortungsservice, den Sie erwarten, nicht anbieten kann. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass ihn täglich mehrfache Anfragen jeglicher Art erreichen, die er schon aus Kapazitätsgründen nicht beantworten kann.
Zu Ihrer Erklärung: wir sind eine Universitätsklinik und Sie finden Mailadressen der Mitarbeiter auf unserer Klinikhomepage, da ein medizinscher Versorgungsauftrag für Patienten besteht. Nach unserem Verständnis lässt sich eine Antwortverpflichtung nicht aus dem Faktum ableiten, dass eine Mailadresse öffentlich zugänglich ist.

Freundliche Grüße

J. Ferreau

Darauf meine letztmalige Antwort:

From: XXXXXXXXXXX
To: Juliana Ferreau
Cc: Prof Dr Dr Manfred Spitzer
Subject: Re: frühkindliche Traumatisierung
Date: Wed, 14 Oct 2020

Sehr geehrte, im Auftrag von Herrn Spitzer schreibende Frau Ferreau,

genau so eine scheißfreundlich-pampig-arrogante, inkompetente,
verständlose, mich für dumm verkaufende Antwort habe ich erwartet.
Natürlich erst nachdem man Ihnen ordentlich auf die Füße getreten hat.
Aber selbst heuchlerisch Verständnis einfordern: das sind die
Richtigen! Nein, dafür habe ich kein Verständnis.

Es spricht für Ihre IT-Inkompetenz, dass Sie zwar offensichtlich in der
Lage sind und die Zeit haben mir wenn auch ablehnend zu antworten, aber
zu blöd sind, das was Sie mir in wenig freundlichen, verständnislosen
Worten gesagt haben in allgemeiner Forum auf Ihre Webseite zu schreiben,
dass man auch als interessierter Besucher Bescheid weiß wie die dort
angegebenen E-Mail-Adressen zu nutzen sind – oder eben nicht.
Gerade WENN täglich mehrere Anfragen eingehen, die Herr Spitzer als
Person des öffentlichen Lebens. die u.a. von meinen Steuergeldern
alimentiert wird, nicht inhaltlich beantworten kann/will oder zu
IT-blöd/borniert/arrogant ist. Um faule Ausreden, das angeblich nicht
machen zu können sind Sie jedenfalls auch nicht verlegen. Ein ebenfalls
universitär viel beschäftigter Lawrence Lessig
https://www.lessig.org/#tab6 kann jedenfalls das, was Sie vorgeben nicht
nicht zu können bzw. nicht können wollen.

Vielen Dank noch mal für die Bestätigung meiner Einschätzung was ich
von Herrn Spitzer und Ihnen – wie der Herr, so’s G’scherr – menschlich
zu halten habe: Seine Bücher soll das blöde Fußvolk kaufen, aber
ansonsten geht es ihm und Ihnen am Arsch vorbei. Danke nochmal für
die klare Ansage. Wenn Sie Ihre Patienten mit der gleichen Empathie
behandeln wie mich, dann muss diesen wirklich Angst und Bange werden.
Aber da sind Sie nicht die Einzigen Ihres Metiers, die es nicht
begriffen haben. Und: Nein, ich erwarte kein Verständnis von abgehobenen
Elfenbeinturmbewohnern wie Ihnen. Dies dient lediglich der öffentlichen
Dokumentation Ihrer IT- und menschlichen Inkompetenz.

Nein, bitte bemühen Sie sich nicht noch mals um eine Antwort. Ich
möchte Ihnen und Herrn Spitzer nicht weiter Ihre so äußerst wertvolle
Zeit stehlen. Es hätte auch keine Sinn, denn sie wird nicht ankommen.
Im Gegensatz zu Ihnen befinde ich mich nämlich auf der anderen Seite
des digitalen Grabens und weiß was ich zu tun habe.

In diesem Sinne mit der Ihnen gebührenden Hochachtung:

Wer etwas will, findet Wege.
Wer etwas nicht will, findet Gründe.
Und wer sagt, dass er etwas nicht kann, erfindet Ausreden
und redet sich ins Aus.

Dem brauche ich nichts weiter hinzufügen. Es sollte damit klar sein was ich von Herrn Spitzer und seinen Mitarbeitern halte. Ergänzend sei nur auf meinen Artikel im wwwahnsinn-Blog hingewiesen, der sich mit dieser Problematik im Allgemeinen befasst:
Man kann nicht nicht-kommunizieren
Das oben erwähnte Interview bei KenFM in dem er den Menschenfreund mimt, sehe ich jetzt auch mit anderen Augen.

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